"Ein Trauma ist überwältigend - lebensgefährlich - über alle Maßen erschreckend - etwas, das man eigentlich nicht verkraften kann - ein Ereignis außerhalb dessen, was der Mensch sonst kennt - verbunden mit der Überzeugung, dass man es nie verwindet - so schlimm, dass man nachher denkt, das könne nicht passiert sein - mit enormen seelischen und/oder körperlichen Schmerzen verbunden - etwas, das von unserem Gehirn aufgesplittert oder ganz verdrängt wird." (Michaela Huber)
Das kann ein einmaliges Ereignis sein oder eins, das sich wiederholt. Aber es kann auch eine Aneinanderreihung von verschiedenen Ereignissen sein - z. B. Gewalt, Vernachlässigung, Überforderung in der Kindheit.
In einer solchen Situation ist ein Mensch ausgeliefert, hilflos und unter massivem Stress. Das führt dazu, dass das Gehirn dieses Ereignis nicht normal abspeichern kann, sondern es kommt zur Aufsplitterung von Emotionen, Bildern, Gerüchen, Gedanken, Körperempfindungen und Erinnerungen. Diese Einzelteile werden separat wie eingefroren gespeichert und können nicht verarbeitet werden.
Diese scheinbar zusammenhanglosen "Erinnerungen" können im Alltag getriggert werden. Dann kann es z. B. passieren, dass der Blick eines Menschen jemanden an etwas ganz schlimmes erinnert und in ihm/ihr eine dem jetzigen Moment unangemessene Reaktion auslöst. Das passiert aber leider nicht bewusst, weil die Einzelteile nicht bewusst verarbeitet wurden - also außerhalb des Bewusstseins gespeichert wurden.
Die Folgen einer Traumatisierung kann man grob in drei Bereiche gliedern:
1. Es gibt von manchem zu viel
--> z. B. Angst, Sicherheitsbedürfnis, Schreckhaftigkeit, Gefühlsüberflutungen, plötzliche Erinnerungen (Flashbacks, Trigger), Wut, Ärger, Frustration
2. Es gibt von manchem zu wenig
--> z. B. Vertrauen, Freude, Energie, Selbstvertrauen, Kreativität, Schlaf, Motivation, Empfindungen, Wahrnehmungen, Frustrationstoleranz, Sicherheit
3. Der Stresspegel ist dauernd zu hoch
--> weil der negative Stress des Traumas im Körper gespeichert wurde. Deshalb ist es für traumatisierte Menschen schwer, wirklich zu entspannen und zur Ruhe zu kommen.
Es gibt noch viele andere Folgen und Symptome, die hier aber der Einfachheit halber nicht erwähnt werden.
Traumabegleitung gliedert sich in 5 Etappen, die unterschiedlich intensiv und lang sein können.
1. Anamnese, Diagnose, Psychoedukation (Erklären von Zusammenhängen), Beziehung aufbauen, Stabilisierung, Ressourcen finden
2. Sicherheit nach außen und innen, Stabilisierung, Ressourcen ausbauen, Selbstwert aufbauen
3. Arbeit mit dem Inneren, verstehen und wertschätzen des inneren Systems
4. Trauma-Konfrontation und -Realisation
5. Trauerarbeit, Neuanfang, Integration